romanze
ich sah sie auf dem bahnsteig
allein wie in erwartung von etwas
an das sie nicht glaubte und ihr blick
prallte genau auf die scheibe
die getönt war und hinter der ich
ganz ohne ihr wissen saß
die lautsprecherstimme zitierte gelassen
aus dem gesammelten verspätungen
frostschäden zeigten sich am dach
zwischen den rissen liefen
zwei tauben aufeinander zu
in sehr eindeutiger absicht
ich entschloss mich als mein zug
schon wieder fuhr noch eine gute weile
fest an sie zu denken
nicht sehr viel später aber habe ich
die landschaft wechselte jetzt schneller
gar nicht mehr daran gedacht
aus der vorzeit
dann also schlug ich hin
auf graues braches neuland
bestellte wörter dampfend
zog ackerfurchen mit der zunge
verschlang die bücher roh
ich baute mir ein haus aus feuer
zungen leckten stumpf am dach
nähte am abend stiefel
mit scharlachrotem schaft
ich kleidete mich ganz in flammen
der himmel war ein butterfass
voll tran und gelb
ich stak im schmalz
und schmierte daumendick
metaphern auf mein brot
ich pflanzte eine grüne sonne
im schatten einer mondnacht
sie welkte schnell und ich
begrub sie mit dem alten spaten
der immer noch ein spaten war
so zog ich weiter vielleicht südwärts
von hohen firsten pfiffen drosseln
die bäuche fett gebläht
das ende schon vom lied
das nicht einmal ein anfang war
heide
sommers die flucht aus der siedlung
nach tisch am gaumen noch spuren
von fasrigem fleisch voran das gerippe
des sandsteinwerks der stacheldraht
aus brombeergestrüpp hühnergötter
am ufer des verlandeten sees
ich lernte die sprache der hitze
ihre flirrende orthographie
ich lernte man konnte auch erika heißen
wir brüllten es laut in den bannwald klopf
zeichen schallten heraus der zauber
währte bis zum abend wie oft
schlug der specht als über der schonung
nachtwolken grasten wer kaute das wieder
und wieder zischten stimmen
im röhricht knackte das holz
wie bleiches gebein wir rannten stumm
der siedlung entgegen die sohlen
schrammten über den heißen asphalt
ihr schwarz war die farbe des sommers